Authentizität
Bist Du wirklich Du? Sprichst Du immer Deine Wahrheit aus? Handelst Du nach Deinem Gefühl, nach Deinem Herzen? Lässt Du Deine Gefühle zu? Versteckst Du Dich?
Diese und viele weitere Fragen sind es, die man sich stellen darf, um zu erkennen wie authentisch man doch tatsächlich ist. Leider haben viele Menschen heutzutage schon Probleme, die erste Frage richtig zu beantworten. Bist Du wirklich Du?
Viele wissen tatsächlich überhaupt nicht wer sie sind, da sie sich selbst nie kennengelernt haben. Sie leben ihr Leben in vorgegebenen Mustern, schauen sich in den Spiegel und begreifen das, was sie dort sehen, zusammen mit dem, was sie im Leben eventuell schon wirtschaftlich erreicht haben als ihre Identität. Sie merken dabei überhaupt nicht, wie weit sie von sich entfernt sind. Und ich war mal einer von ihnen.
So oft habe ich mich in meinem Leben selbst belogen, nur um anderen zu gefallen. Dies war vor allem in meiner Zeit als Teenager besonders schlimm. In der Schule mutierte ich immer mehr zum Außenseiter. Das bin ich in vielerlei Augen auch heute noch. Jedoch mit einem anderen Bewusstsein. Das fehlte mir damals jedoch völlig, was zur Folge hatte, dass ich mich immer danach sehnte irgendwo dazugehörig zu sein. Und damit fing der Teufelskreis an. Da die meisten in meinem Alter oftmals anders sprachen und handelten als ich, versuchte ich mich dem anzupassen und überging mich dabei immer wieder selbst. Und wer sich selbst belügt, der belügt automatisch auch andere.
Mit Beginn meiner Ausbildung im Alter von 16 Jahren erreichte dies eine neue Stufe. Bisher immer brav und behütet aufgewachsen, brach ich förmlich aus dem, was ich bis dahin als 'ICH' definierte aus, und lernte eine völlig neue Welt kennen. Eine Welt aus Party, Drogen und Brutalität.
Da ich in der Schule nie wirklich Erfolg hatte mich 'Einzuschleimen', nutzte ich förmlich die Chance mir eine neue Maske aufzusetzen. Schließlich kannte mich in meinem Ausbildungsbetrieb niemand und somit konnte ich bei Null starten. So lernte ich durch andere Lehrlinge Kreise kennen, in welchen man sich nicht aufhalten sollte. Es widersprach so ziemlich allem, was ich in meinem Elternhaus kennengelernt hatte.
Und doch war diese Zeit, welche in etwa drei Jahre andauerte, sehr wichtig für meinen weiteren geistigen Wachstum. Denn zum ersten Mal lernte ich die dunkle Seite kennen, von welcher ich vorher nur durch TV, sowie Hören und Sagen etwas mitbekommen hatte. Nun befand ich mich als Mitläufer selbst in diesem Untergrund und merkte doch relativ schnell, dass diese "neue" Welt nicht mit dem vereinbar war, was ich im Herzen trug.
Ich möchte an dieser Stelle hinzufügen, dass ich mit Gewalt noch nie umgehen konnte. Und doch fand ich mich im Alter von 17 Jahren in einer Situation wieder, als ich jemanden verprügelte, weil dieser angeblich mein Moped gestohlen hatte. Ob er allerdings wirklich der Verantwortliche war, konnte ich nie feststellen. Dies spielt in Anbetracht dessen, dass meine Reaktion so oder so falsch war aber keine große Rolle. Denn ich überschritt damit eine Grenze und fühlte mich sehr schlecht danach. Grund genug, dass ich so etwas nie wieder zuließ.
Alles Weitere, was zu dieser Zeit passierte, war quasi ein Versuch an mir selbst. Im speziellen was das Thema Drogen angeht. Ich probierte in dieser Zeit so einiges an natürlichen, aber auch chemischen Drogen aus. Jedoch war ich schon damals darauf bedacht, niemals die Kontrolle über mich selbst zu verlieren, was mir bis auf ein einziges Mal auch gelang.
Ungefähr im Alter von 19 Jahren merkte ich jedoch, dass sich irgendwas in meinem Kopf veränderte. Es fiel mir immer schwerer Zusammenhänge zu knüpfen und auch im Allgemeinen konnte ich mental Defizite erkennen. Dies war für mich das Signal dem Treiben ein Ende zu setzen. Kontrolle über mich selbst behalten!
Einige werden sich jetzt eventuell fragen, in wie fern diese Zeit nun für mein geistiges Wachstum wichtig war. Dieser ergab sich daraus, dass gewisse Drogen durchaus dazu beitragen das Selbstbewusstsein zu steigern. Teilweise weit über das Ziel hinaus, woraus sich dann Überheblichkeit, Aggression und andere negative Eigenschaften ergeben. Doch genau durch diesen Aspekt schaffte ich es auf einmal meinem Umfeld selbstbewusster entgegenzutreten. Ich hörte auf mich hinter anderen zu verstecken und merkte, dass auch mein Umfeld ganz anders auf mich zu wirken begann. Dies soll an dieser Stelle jedoch nicht als Empfehlung, geschweige denn als Verherrlichung von Drogen dienen. Wir Menschen besitzen in uns alles was wir benötigen und müssen nicht auf irgendwelche chemischen Substanzen zurückgreifen. So ließ ich die Drogen am Ende gehen. Doch das erworbene Selbstbewusstsein nahm ich mit.
Dies sollte sich in den Jahren darauf weiter auf positive Weise entwickeln, was teilweise auch so mancher Musik, welche ich zu diesem Zeitpunkt hörte, zu verdanken war. Ich wollte auch keinen Gruppierungen, egal in welcher Hinsicht, mehr angehören und lernte immer mehr für mich und all dem was ich mitbringe einzustehen und Flagge zu zeigen. Ich fing an meinen ganz eigenen Weg zu gehen und wurde Stück für Stück immer authentischer und somit auch loyaler.
Vor allem beruflich ließ ich mir nicht mehr die "Butter vom Brot nehmen". Ich kannte meine Stärken und wer diese nicht zu schätzen wusste, den ließ ich hinter mir. Anders sah das in meinen Partnerschaften aus. Hier schaffte ich den Schritt, hin zur vollen Entfaltung und dem nach Außen tragen dessen, was ich wirklich fühle und möchte, erst mit der Trennung von meiner damaligen Frau, als ich bereits 42 Jahre jung war. Dies ist aber ein Kapitel für sich, welchem ich bei Gelegenheit mal einen eigenen Blogbeitrag widmen werde.
Im Großen und Ganzen betrachtet war es mein Unfall im Jahre 2020, welcher dazu beitrug mein Selbstbewusstsein ohne den großen Einfluss meines damaligen Egos auf neue Weise einzusetzen. Dieses war in dem Maße, wie ich es vorher lebte, als plötzlich völlig unselbstständiger Mensch (ich war aufgrund anfänglich komplett gelähmter Arme ein Vollpflegefall geworden) fehl am Platz. Aus dieser Situation konnte ich nicht einfach rausgehen, weil es mir nicht passte. Doch mein Selbstbewusstsein, mein Verlangen nach Selbstständigkeit, sowie mein unbändiger Wille und die Liebe zu leben waren es, was mich beim realisieren meiner Verletzungen nach dem Erwachen auf der Intensivstation dazu brachte zu sagen; 'Das Leben hat mir die Challenge gestellt. Ich geh da jetzt durch'. Diese Worte kamen genauso selbstverständlich aus meinem Mund, wie ich auch direkt nach der OP anfing alles daran zu setzen, irgendwie wieder fit und somit wieder selbstständig zu werden.
Durch meinen Unfall bekam ich die Möglichkeit und Chance, mich in Gänze mit mir selbst auseinandersetzen. Zeit, die ich mir vorher nie genommen habe.
All dass, was ich heute weiß und gerne weitergebe, hat seinen Ursprung immer wieder mit einhergehen meines Unfalls. Natürlich hatte ich die meisten meiner bisherigen Erfahrungen in meinem Leben vor dem Unfall gemacht. Mit diesem Vorfall jedoch, sah ich auf einmal ganz anders auf mein bisheriges Leben zurück und verstand zum ersten Mal, warum ich eben all jene Erfahrungen in meinem Leben sammeln durfte. Im allgemeinen sehe ich seitdem das, was ich bin mit einer Klarheit, wie ich sie vorher durch diverse Gewohnheiten, Muster und Ablenkung nie hatte. Hatte ich doch nun auch wirklich nichts mehr zu verlieren bis auf mein blankes Leben. Und genau dadurch setzte ich den vollen Fokus auf meinen Geist und meinen Körper. Zum ersten Mal in diesem Leben ging es nur noch um mich. Alles andere blendete ich weitestgehend aus.
Ich fing damit an meine Seele zu ergründen, was teilweise auch ein schmerzvoller Weg war. Doch nur wer anfängt in sich hineinzuschauen und jedem einzelnen Gefühl, jeder Eigenschaft, ob gut oder schlecht, Beachtung schenkt und unter Ausgrenzung unseres riesengroßen Egos objektiv betrachtet, wird sich selbst kennenlernen und Heilung erfahren.
Auch Emotionen spielen hierbei eine große Rolle. Diese benötigen ebenso einen Raum, da sie uns helfen erlebtes zu verarbeiten. Wir wären keine Menschen ohne Liebe, Wut, Trauer, Mitgefühl und Glücklich sein. Gerade bei Männern sitzt der Satz, 'Ein richtiger Mann weint nicht.', ziemlich fest verankert im Kopf. Doch auch Mann darf Gefühle in Form von Tränen ausdrücken. Seinen Emotionen diesen Raum zu geben ist unwahrscheinlich wichtig um Dinge verarbeiten zu können und keinesfalls ein Zeichen von Schwäche.
Wie geht man nun aber richtig in die Tiefe seiner selbst?
Ich möchte dies anhand eines Beispiels erklären. Stell Dir vor, Du besitzt eine große hölzerne Truhe, in welcher sich aus jedem Lebensabschnitt von Dir mehrere Erinnerungsstücke befinden, all Deine Gefühle als auch Deine Charaktereigenschaften, Deine Talente und Gaben, sowie alles bisher Erlernte und auch Deinen Körper findest Du darin. Alles das was Du bist befindet sich in dieser Truhe. Und nun fängst Du an, Stück für Stück aus der Truhe zu nehmen. Und jedes Stück aus dieser Truhe betrachtest Du beim herausnehmen und machst Dich damit vertraut. Ob Du dabei wirklich ehrlich mit Dir umgehst, merkst Du vor allem bei negativen Eigenschaften, welche sich in der Truhe verstecken. Wichtig ist jedoch, nichts davon auszuschließen oder zu verurteilen. Es geht nur darum jedes einzelne Stück zu betrachten und kennenzulernen. Und genau auf diese Art und Weise lernt man sich kennen. Daraufhin darf man alles, was man nun in dieser Truhe gefunden hat annehmen und akzeptieren. Die schlechten wie die guten Sachen. Denn jedes einzelne dieser Stücke macht uns aus. Wir dürfen damit in Liebe treten. So fand ich die Liebe zu mir selbst zu einhundert Prozent.
Des Weiteren ist man auch erst dann in der Lage, Eigenschaften und Gewohnheiten zu ändern und alte Muster abzulegen.
Die volle aufrichtige Liebe sich selbst gegenüber hat sich mir als wichtigster Schlüssel für alles in meinem Leben erwiesen. Denn seit diesem Moment habe ich angefangen mich vollends zu zeigen. Ohne Angst davor, was andere von mir halten. Ohne Angst vor irgendwelchen Folgen. Ohne Angst, ich könnte nicht gut genug sein.
Nie zuvor in diesem Leben war ich so ehrlich zu mir selbst und voller Liebe all dem gegenüber was ich bin. Geistig und Körperlich. Ich bin für mich absolut perfekt. Auch mit all meinen Fehlern, an denen ich weiter wachsen darf.
Ich weiß wer und was ich bin. Ich liebe wer und was ich bin. Ich zeige wer und was ich bin. Und genau das macht mich authentisch und somit auch zu einhundert Prozent loyal und erfolgreich.
Heutzutage kann ich nur an jeden appellieren, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen. So oft im Leben stellte ich mir Fragen, auf die ich keine Antworten fand. Doch mit dem Wissen wer ich bin, habe ich jedes Rätsel, das sich mir vorher stellte, gelöst.
Sei was Du bist und steh dazu! Kopien gibt es schon genug.
Vielen Dank fürs Lesen.
Euer Sven
